In heutigen digitalen Zeiten kann man sich kaum noch ausmalen, als welches Wunderwerk die Menschen Im 16. Jahrhundert eine selbstspielende Orgel angesehen haben müssen. Es war seinerzeit der erfinderische Orgelbauer Thomas Dallam, der dieses Ausnahme-Instrument konstruierte. Besonderen großen Anklang fand es bei der damaligen Königin Elisabeth I. und schon sind wir bei dem Anfang von Dirk Husemanns neuem historischen Roman „Das schwarze Feuer von Byzanz“. Das Buch ist ein reines Lesevergnügen, denn die Geschichte oder besser gesagt die Geschichten und Episoden, die der Autor brillant erzählt, sind äußerst spannungsgeladen, mitunter regelrecht dramatisch. Das deutet sich schon mit dem Ansinnen der Herrscherin an, die auf die Idee kommt, dem türkischen Sultan Mehmed doch eine solche Orgel zu schenken. Nun sollen Dallam und Gefolge die Strapazen einer langen Schiffsreise aber nicht nur auf sich nehmen, um ein Präsent zu überbringen, es gilt, noch eine geheime Mission zu erfüllen. Das byzantinische Reich soll einmal über ein schwarzes Feuer verfügt haben, das eine ungemeine zerstörerische Kraft entfallen und selbst Wasser zum Brennen bringen konnte. Die Rezeptur für dieses Feuer soll Dallam ausfindig machen, wobei er ahnt, dass das Unterfangen doch recht schwierig werden könnte.
Nun muss Dallam schon bei der Überfahrt erkennen, dass er nicht nur Freunde in der Crew hat, andererseits aber auch Gäste darunter sind, die wie Pech und Schwefel zu ihm halten. Gefährliche Abenteuer, wie sie die Protagonisten in den bisherigen Romanen von Dirk Husemann zuhauf erleben, widerfahren auch zuhauf dem englischen Orgelbauer. Er ist nicht der einzige, der herausbekommen will, was es mit dem zerstörerischen Feuer auf sich hat.
Indem der Autor mit mehreren Handlungssträngen arbeitet und die Geschichte an verschiedenen Orten spielen lässt, sorgt er für reichlich, aber stets gut dosierte Abwechslung. Angesichts des lockeren und frischer Schreibstils möchte man das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen. Geschickt schafft es der Autor, die Handlung auf ein alles entscheidende Finale zulaufen zu lassen.
Was es nun mit dem schwarzen Feuer auf sich hatte? Das Geheimnis soll hier noch nicht gelüftet werden, aber so viel sei gesagt: Es warten viele überraschende Momente auf den Leser. Und wie in allen anderen Büchern auch, liefert Dirk Husemann am Ende des Buches eine Aufschlüsselung, was denn nun historisch verbrieft und was eher fiktiven Charakter hat. Spannend bleibt der Band bis zur letzten Zeile.
Dirk Husemann: Das schwarze Feuer von Byzanz, Bastei Lübbe, Taschenbuch, Historische Romane, 463 Seiten, 11 Euro