Das Buch „Der Reisende“ ist eine literarische Wiederentdeckung

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Über dieses Buch ist viel zu wenig berichtet worden, dabei hätte der Band es verdient, dass auf ihn eingegangen wird. Schon vor mehr als einem Jahr erschien „Der Reisende“, geschrieben von Ulrich Alexander Boschwitz. Die erste Veröffentlichung liegt schon 80 Jahre zurück, bereits 1939 kam das Buch erstmals in England, später in den USA und Frankreich auf den Markt. Der Autor war da schon aus Deutschland geflohen, denn er entstammte einer Familie, die ursprünglich jüdischer Herkunft war. Als Boschwitz, der zwischenzeitlich in Paris studierte und sich in Belgien und Luxemburg aufhielt, von den Novemberpogromen in Deutschland erfuhr, schrieb er das Buch über die Romanfigur Otto Silbermann, der versucht sein Heimatland zu verlassen. „Wie im Fieberrausch“ habe er die Geschichte verfasst, heißt es im Nachwort von Peter Graf, dessen Verlag „Das Kulturelle Gedächtnis“ zum Schwerpunkt hat, vergessene Texte wieder neu zu entdecken. Boschwitz Nichte, die in Israel lebende Reuella Shachaf, hat lange Jahre dafür gekämpft, dass das Werk ihres Onkels auch auf Deutsch publik gemacht wird. Über die Zeitung Haaretz gelang es ihr, den Kontakt zu Peter Graf herzustellen. Ihr Engagement ist aller Ehren wert, denn die Erzählung zeigt eindrucksvoll auf, wie Menschen ausgegrenzt werden, wie ein Mann seines guten Rufes beraubt wird und in aller Verzweiflung versucht, sein Leben zu retten. Dabei verwendet Boschwitz keine Stereotype und beschreibt vielschichtige Charaktere. Zugleich lässt er auch Autobiographisches miteinfließen. Ralf Bönt, Rezensent der Wochenzeitung „Die Zeit“ empfiehlt in seiner Besprechung das Buch sogar als Schullektüre, schließlich sei es „schlank und konzentriert komponiert“. Bereits drei Jahre nach der Erstveröffentlichung starb Ulrich Alexander Boschwitz, als er sich an Bord der M.V: Abosso befindet und das Passagierschiff nordwestlich der Azoren von dem deutschen U-Boot U-575 torpediert wird. Der Autor wurde 23 Jahre alt.

Ullrich Alexander Boschwitz: Der Reisende, mit einem Nachwort von Peter Graf,
7. Druckaufl. 2019, 303 Seiten, 20 Euro

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